Wenn Sie einen Steuerbescheid erhalten haben und mit diesem nicht einverstanden sind, so besteht in Deutschland die Möglichkeit, Einspruch einzulegen. Viele Bürger fühlen sich bei diesem Thema überfordert und wissen nicht, welche Schritte unternommen werden müssen, um ihre Rechte geltend zu machen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie gegen einen Steuerbescheid vorgehen können und was dabei beachtet werden sollte.
Der erste Schritt: Prüfen Sie Ihren Steuerbescheid
Nach Erhalt des Steuerbescheides sollten Sie diesen zunächst gründlich überprüfen. Achten Sie auf die Rechtmäßigkeit der Festsetzungen und auf die Richtigkeit der berechneten Steuern. Prüfen Sie sämtliche Zahlen, Fakten und die zugrunde gelegten Berechnungsmethoden. Bei Ungereimtheiten, mathematischen Fehlern oder einer inkorrekten rechtlichen Beurteilung haben Sie das Recht, Einspruch zu erheben.
Frist beachten: Einspruch innerhalb eines Monats
Achten Sie darauf, dass der Einspruch innerhalb eines Monats nach Zustellung des Steuerbescheides bei Ihrem zuständigen Finanzamt eingeht. Die Frist ist gesetzlich geregelt und muss unbedingt eingehalten werden. Versäumen Sie diese Frist, gilt der Bescheid als akzeptiert und Sie verlieren die Möglichkeit, ihn anzufechten.
Form und Inhalt des Einspruchs
Der Einspruch gegen einen Steuerbescheid muss in Schriftform erfolgen. Das heißt, Sie können ihn entweder per Brief, per Fax oder auch elektronisch via ELSTER, der Online-Plattform der Finanzverwaltung, einreichen. Achten Sie darauf, dass Ihr Einspruch begründet wird. Nennen Sie die Gründe, warum Sie den Steuerbescheid für fehlerhaft halten, und legen Sie ggf. Belege oder weitere Unterlagen vor, die Ihre Argumentation stützen.
Kommunikation mit dem Finanzamt
Nachdem Sie Einspruch eingelegt haben, wird sich das Finanzamt mit Ihrem Fall auseinandersetzen. Es kann dabei zu einer Korrektur des Bescheides kommen oder das Finanzamt nimmt Kontakt mit Ihnen auf, um offene Punkte zu klären. Seien Sie in dieser Phase zu einer offenen und konstruktiven Kommunikation bereit.
Mögliche Ergebnisse des Einspruchsverfahrens
Nach Überprüfung Ihres Einspruchs kann das Finanzamt den Steuerbescheid aufheben, ändern oder den Einspruch als unbegründet zurückweisen. Sollte Ihr Einspruch abgelehnt werden, haben Sie das Recht, innerhalb eines Monats nach Erhalt der Einspruchsentscheidung Klage beim Finanzgericht zu erheben.
Rechtliche Vertretung: Steuerberater oder Anwalt
Wenn Sie sich unsicher im Umgang mit steuerrechtlichen Fragen sind, kann es sinnvoll sein, einen Steuerberater oder einen auf Steuerrecht spezialisierten Rechtsanwalt zu konsultieren. Diese können Ihnen bei der Formulierung des Einspruchs helfen und Sie im weiteren Verfahren unterstützen.
Möglicherweise entstehende Kosten
Bedenken Sie, dass bei einer Niederlage vor dem Finanzgericht Kosten entstehen können. Das Finanzgerichtsverfahren ist kostenpflichtig und kann, abhängig vom Streitwert, zu finanziellen Belastungen führen. Auch die Beauftragung eines Steuerberaters oder Rechtsanwalts verursacht Honorarkosten. Klären Sie im Voraus, ob eine Rechtsschutzversicherung diese Kosten abdeckt.
Praktische Tipps
- Bewahren Sie Ruhe und lassen Sie sich nicht von Emotionen leiten
- Sammeln Sie alle relevanten Unterlagen und Beweismittel
- Notieren Sie sich wichtige Termine, insbesondere die Einspruchsfrist
- Kommunizieren Sie klar und sachlich mit dem Finanzamt
- Erwägen Sie, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen
Zusammengefasst ist das Anfechten eines Steuerbescheides ein rechtlich vorgesehener Prozess, der Bürgern die Möglichkeit gibt, sich gegen als inkorrekt empfundene Entscheidungen zu wehren. Mit dem Wissen um die Fristen, Form und die richtige Vorgehensweise, sowie mögliche Unterstützung durch Fachleute, kann dieser Prozess ohne größere Schwierigkeiten durchlaufen werden. Dennoch sollten die möglichen Kosten und Risiken nicht außer Acht gelassen werden.
Durch eine umsichtige und wohlüberlegte Herangehensweise können Steuerpflichtige dafür sorgen, dass Ihre steuerlichen Angelegenheiten korrekt abgewickelt werden. Behalten Sie immer im Kopf, dass Sie das Recht haben, Ihren Steuerbescheid zu prüfen und bei Bedarf auch anzufechten. So stellen Sie sicher, dass Ihre Interessen im Steuerrecht gewahrt bleiben.
