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Mobbing

Was ist das und was bedeutet es?

Beschreibung des Rechtsbegriffs Mobbing:

Mobbing bezeichnet im deutschen Rechtsraum systematische, langanhaltende Schikanen, Diskriminierungen oder andere feindliche Misshandlungen am Arbeitsplatz. Der Begriff wurde aus dem Englischen entlehnt, wo „to mob“ so viel wie „pöbeln“ oder „belästigen“ bedeutet. Es handelt sich hierbei um ein komplexes Phänomen, das eine Vielzahl von unerwünschten Verhaltensweisen umfassen kann, von geringfügigen Störungen bis hin zu erheblichen psychischen oder physischen Übergriffen. Diese Handlungen müssen über einen längeren Zeitraum systematisch ausgeübt werden, um als Mobbing klassifiziert zu werden.

Rechtlich gesehen sind Arbeitgeber in Deutschland dazu verpflichtet, ihre Arbeitnehmer vor Mobbing zu schützen. Dies ergibt sich unter anderem aus dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht, das im Grundgesetz Art. 1 und Art. 2 verankert ist, sowie den Fürsorgepflichten des Arbeitgebers gemäß § 618 BGB und des Arbeitsschutzgesetzes. Tritt Mobbing dennoch auf, kann der betroffene Mitarbeiter verschiedene Ansprüche geltend machen, wie zum Beispiel Unterlassung, Schadensersatz oder Schmerzensgeld nach §§ 823, 1004 BGB analog sowie Ansprüche aus dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG), wenn das Mobbing zugleich eine Diskriminierung darstellt.

In der Praxis ist Mobbing nicht immer leicht nachzuweisen, da viele Aktionen für sich genommen nicht unbedingt rechtswidrig erscheinen müssen. Allerdings kann aus der Summe der Handlungen und aus deren Systematik ein Anspruch erwachsen. Wichtig ist hier der Nachweis, dass über längere Zeit eine negative Behandlung stattgefunden hat, die eine schwere Belastung für die Psyche des Betroffenen darstellt.

Ein angemessener Nachweis erfordert oft ein sogenanntes Mobbing-Tagebuch, in welchem der Betroffene detailliert jedes Vorkommnis dokumentiert. Darüber hinaus können Zeugenaussagen, E-Mails oder andere schriftliche Kommunikation als Beweis dienen. Jedoch liegt die Hauptbeweislast oft beim Kläger, was bedeutet, dass derjenige, der sich gemobbt fühlt, beweisen muss, dass das Verhalten vorliegt und ihm Schaden zufügt.

Hierbei spielt auch die Rechtsprechung eine wesentliche Rolle. Die Gerichte haben entschieden, dass nicht jede Unannehmlichkeit oder Konfliktsituation gleich als Mobbing zu betrachten ist. Es kommt auf die Schwere, die Systematik und die Dauer der feindseligen Handlungen an.

Rechtlicher Kontext, in dem der Begriff Mobbing verwendet werden kann:

Ein Beispiel aus der Rechtspraxis ist die Klage einer Angestellten, die über Jahre hinweg von ihren Kollegen isoliert und von ihrem Vorgesetzten systematisch schlechter behandelt wurde als ihre Arbeitskollegen. Sie erhielt fortwährend die weniger attraktiven Aufgaben, wurde bei Meetings ignoriert und ihre Arbeitsleistung wurde ungerechtfertigt schlecht bewertet. Zudem wurden Gerüchte über ihr Privatleben verbreitet, was zu einer erheblichen psychischen Belastung führte. Nachdem sie mit umfangreichen Tagebuchaufzeichnungen und E-Mail-Korrespondenzen den systematischen Charakter und die Schwere der Schikanen nachweisen konnte, erkannte das Gericht das Vorliegen von Mobbing an und sprach ihr Ansprüche auf Schmerzensgeld zu.

In einem anderen Fall wandte sich ein Arbeitnehmer an das Gericht, nachdem er wiederholt von seinem direkten Vorgesetzten öffentlich bloßgestellt und kritisiert wurde, was zu einer Verschlechterung seines psychischen Wohlbefindens führte. Der Arbeitnehmer konnte durch Zeugenaussagen von Kollegen und einer Aufstellung der Vorfälle zeigen, dass die Behandlung über den Zeitraum von mehreren Monaten systematisch erfolgte. Das Gericht stellte daraufhin einen Verstoß gegen die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers fest, da keine wirksamen Maßnahmen zum Schutz des Arbeitnehmers ergriffen wurden.

Mobbing ist ein ernstzunehmendes Thema in der deutschen Arbeitswelt, das nicht nur persönliches Leid für den Einzelnen bedeutet, sondern auch zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden führt. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass dieses Phänomen nicht nur im Hinblick auf die rechtlichen Folgen betrachtet wird, sondern auch, dass eine Präventions- und Interventionskultur in Unternehmen gefördert wird, um ein gesundes und respektvolles Arbeitsumfeld zu gewährleisten.

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